Freitag, 27. März 2015

Ein Bericht, mal wieder ein Zwischenstand :)

Hallo ihr Lieben,

nun steht der zweite Bericht an, doch die gleiche Frage bleibt: "Wo fange ich an?".
Mittlerweile ist mehr als die Hälfte meiner Zeit, hier in Südafrika, vorbei. Seit meinem letzten Bericht ist auch einige Zeit vergangen, ich habe viel erlebt und viele neue Erfahrungen gemacht. Ich hätte es wirklich niemals gedacht, dass ich so viel neues erleben werde. Nach mehr als einem halben Jahr fühle ich mich immernoch wie zu Beginn meiner Zeit, einfach wie zu Hause. Ich freue mich darüber, in Winterton, dem kleinen Dorf zu leben und nach jedem Wochenendtrip ist es doch schön, wieder nach Hause zu kommen.

Bei Isibani hat sich nun einiges geändert, nicht zuletzt hatte ich nach meinem ersten Bericht an euch, meinen Platz gefunden. Einen Platz für kurze Zeit in der Créche und Baby Day Care, bei den Homevisits und bei sonst allen Aufgaben. Im November stand dann nämlich fest, dass die Créche und die Baby Day Care bei Isibani geschlossen wird und die Community nun ihre eigenen Créches direkt im Township aufbauen solle. Nun das alles mal von vorne: Nach etlichen Meetings, mit Mitarbeitern, Eltern und der Community, stand entgültig fest, dass die Créche und die Baby Day Care geschlossen werden. Der halbe Dezember, ein Monat voller Aufbruchsstimmung, wurde genutzt um Abschied zu nehmen, zu putzen und für das neue Jahr zu planen. Einige Mitarbeiter verliesen Isibani, von ihnen musste Abschied genommen werden, von den Kindern aus der Créche und Baby Day Care musste man sich verabschieden und nicht zuletzt von allen Isibani Mitarbeitern, die auch 2015 noch da sein werden, doch Isibani schloss dann die Tore für die letzten beiden Wochen. In diesen beiden Wochen, Weihnachten eingeschlossen, arbeitete ich beim Place of Safety.


Seit 2015 gibt es also nun viel Neues und vor allem neue Aufgaben für mich. Mittlerweile kann ich auch sagen, ich habe wieder meinen Platz gefunden. Ich bin täglich im Township unterwegs, helfe dort Interessierten eine Cré che aufzubauen, Isibani bietet auch mit Materialien Hilfe an und auch sonst passiert immer viel Neues. Mittlerweile haben wir eine große Créche mit 30 Kindern und noch 2 kleine Créches mit ca. 10 Kindern. Jede Créche ist anders und trotzdem ist mir jede einzelne so besonders ans Herz gewachsen! Ob die Gogo's nun Englisch sprechen oder nicht, ob nun viele Materialien vorhanden sind oder nicht, das wirklich wichtige ist doch, dass sie es lieben mit Kindern zu arbeiten und ihr Herz daran hängt. Über all diese Änderungen der Créche habe ich auch einen Beitrag, bei der Isibani-Hompage geschrieben (isibanicentre.wordpress.com). Die Gogo's, sind sozusagen die "Omas" und sind nicht nur zu den Kindern super lieb, sondern sind auch für mich manchmal so etwas wie eine Oma. Sie sehen wie es einem geht und auch wenn es da ein Kommunikationsproblem zwischen Zulu, Englisch und Deutsch gibt, macht das nichts aus! Man wird einfach in den Arm genommen und kann sprechen oder auch nicht. Sie freuen sich wenn ich vorbei komme und sind unfassbar herzliche Menschen. Nun zu dem "Kommunikationsproblem", mein Zulu lässt wirklich noch sehr zu wünschen übrig und leider auch das Englisch der Älteren lässt zu wünschen übrig. Das kann zwar frustrierend sein, doch irgendwie denke ich mir dann immer, erstens kann ich jemand nach einer Übersetzung fragen und zweitens ist es vielleicht auch ganz gut, wenn man nicht immer alles versteht was so geredet wird.
Ich bin über all diese Veränderungen total froh, denn so kann ich viele meiner eigenen Ideen mit einbringen, kann die Créches nach meinen Vorstellungen aufbauen, ohne "nur" in die Fußstapfen meiner Vorfreiwilligen zu treten. Es ist schön etwas sozusagen eigenes daraus zu machen, etwas zu machen, wobei einem das Herz aufgeht. Seit Februar gibt es nun auch eine neue Mitarbeiterin bei Isibani, die für "early child development" verantwortlich ist. Mit ihr arbeite ich nun täglih sehr eng zusammen, um meine Ideen weiter umzusetzen und ihre Vorschläge mit einzubringen. Es macht super viel Spaß und vor allem ist es wirklich schön immer weiter Erfolge zu sehen.
Weiterhin bin ich noch beim Clinic Day und Meds Day, helfe da mit Blutdruck und Blutzucker messen und auch mit der Database. In der Database wird jeder Patient festgehalten, der an dem Tag seine Medikamente von der zu Isibani gekommenen Apotheke abgeholt hat. Die Database, werde ich nun jedoch immer weiter abgeben, damit ich mehr bei den Créches sein kann. Trotzdem bleibt zwei mal im Monat der Clinic Day, mit Blutdruck und Blutzucker messen und dem Sotieren von verschiedenen Karten, Nummern und dem Chaos der Deutschen oder Ordnung der Zulus. 


Oft kommt die Frage nach Erfahrungen auf. "Welche positiven und negativen Erfahrungen hast du bisher gemacht?" Ich für mich glaube, es gibt keine negativen Erfahrungen, vielleicht erscheinen die Erlebnisse zu der Zeit negativ, jedoch denke ich, dass jede Erfahrung positiv ist. Jede Erfahrung macht einen um vieles stärker, lässt einen wachsen und bietet auch eventuell eine neue Herausforderung.
Ein ebenso schweres Thema ist Integration, denn woher weiß ich ob ich nun gut oder schlecht integriert bin? Ich für mich würde behaupten, dass ich gut integriert bin. Ich hab für mich wahre Freunde hier in Südafrika gefunden, die ich wahrscheinlich nicht ohne alle Erfahrungen, die ich gemacht habe, gefunden hätte.
Wirklich schön ist, wenn sich die Menschen freuen, mich alleine im Township zu sehen, denn das ist auch eine Änderung, mittlerweile bin ich meistens alleine in Khethani unterwegs und werde nicht immer von jemandem begleitet. Es ist zwar so, dass ich noch immer die "Weiße" bin, was sich wahrscheinlich auch nie ändern wird, doch jeder kennt mich, nicht zuletzt wahrscheinlich auch wegen meiner Hautfarbe, aber es interessiert sie nicht. Es ist egal ob ich nun Weiß oder Schwarz bin, es ist egal ob ich groß oder klein bin, es ist egal wie alt oder jung ich bin und genau das gibt mir das wunderbare Gefühl, dass ich einfach akzeptiert werde wie ich bin. Das ist wirklich schön und ich werde denke ich immer die "Weiße" oder der "German volunteer" bleiben und somit auch der "Ausländer" und keine Südafrikanerin oder eine Zulu. Das finde ich vollkommen verständlich und trotzdem fühle ich mich keineswegs nicht azeptiert oder als eine Ausländerin, denn die Menschen zeigen mir, dass sie mich so mögen wie ich bin. Sobald ich aus Khethani raus gehe und in einer anderen Stadt bin, merke ich dann oft den Unterschied, in dem ich beispielsweise nach Geld gefragt werde, dann fühle ich mich mehr als eine Ausländerin oder ein typischer Tourist. Ein Gefühl, dass es in Khethani nicht gibt, denn jeder weiß eigentlich wer ich bin und nach Geld wurde ich bisher auch nur EINMAL gefragt. Somit bin ich auch ein Stück weit mittlerweile in Khethani "zu Hause", denn als Julia fühle ich mich wohl und werde akzeptiert und geliebt so wie ich bin!


Was ist sonst noch so passiert? Jetzt kommt erstmal dieses "man verändert sich so viel in diesem Jahr", ja das glaube ich auch, aber nur weil man sich auch sonst in einem Jahr verändert, denn jede Erfahrung, jedes Erlebnis und jeder Tag prägt einen und verändert einen. Trotzdem glaube ich, dass man sich nicht als Mensch selbst verliert oder nicht mehr trotzdem noch der "Gleiche" ist. Ich bemühe mich in Kontakt mit Deutschland zu stehen und bin wirklich froh darüber, dass es das Internet gibt. Wobei ich sagen muss, in Deutschland hatte ich mir das mmit dem Kontakt halten deutlich einfacher vorgestellt. Nun kommt bald mein erster Besuch nach Südafrika, ich freue mich sehr darauf und auch, dass sie einen Einblick in mein Leben hier bekommen können.




 





 Suedafrika









Ein wirkliches Erlebnis war dann noch das Zwischenseminar. Mein Seminar war in Kapstadt und somit durfte ich vor und nach dem Seminar erstmal noch etwas von Kapstadt sehen. Auf dem Seminar habe ich zwanzig andere weltwärts-Freiwillige in Südafrika kennengelernt, es wurde viel über die Zeit bisher geredet, von Vorsätzen, von Erwartungen, von Erfolgen, von Herausforderungen und so weiter, nicht zuletzt jedoch auch über Abschied nehmen, Ankommen zurück in Deutschland, Ziele und den weiteren Weg. Es ging jedoch hauptsächlich um den Austausch zwischen den Freiwilligen und das war wirklich super interessant. Von Anderen mal etwas zu hören und sich austauschen zu können ist wirklich gut.

Nun möchte ich mich noch einmal bedanken, für all meine Spenden, für all die Unterstützung und für all die Hilfe, die ich von euch bekomme. Ich weiß, dass ohne weltwärts und euch das alles nicht möglich gewesen wäre und ich bin unendlich dankbar dafür! Ich bin so froh diese alles erleben zu können!
Die nächste Zeit und auch die letzte Zeit für mich wird hier glaube ich wirklich sehr schnell vergehen. Mir kommt es nicht so vor, als wäre ich schon vor sieben Monaten geflogen. Genau das zeigt mir jedoch auch, dass ich es überhaupt nicht bereue, aus Deutschland gegangen zu sein und hier zu leben. Ich bin kein Mensch von Heimweh und darüber auch wirklich froh, klar ich vermisse auch Menschen und vermisse meine Gewohnheiten aber ich genieße das Leben hier und vor allem genieße ich jeden einzelnen Tag!
Nun geht hier der Sommer zu Ende, bald kommt der Winter und es wird auch mal wieder etwas kühler.

Ganz liebe Grüße, aus dem warmen oder heißen Südafrika!
Bis bald,
Julia

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